Jordan Peterson: Der Intellektuelle den wir verdienen



[Der folgende Text ist eine Übersetzung des Artikels The Intellectual We Deserve von Nathan J. Robinson, der am 14. März 2018 auf Current Affairs veröffentlicht wurde.]



Der Intellektuelle den wir verdienen

Jordan Petersons Popularität ist Anzeichen für eine ausgetrocknete politische und intellektuelle Landschaft


von Nathan J. Robinson


Wenn Sie sehr intellektuell wirken wollen um Leute dazu zu bringen Sie ernst zu nehmen, obwohl Sie eigentlich überhaupt nichts wertvolles beizutragen haben, gibt es eine altbewährte Methode:

Zuallererst brauchen Sie einige extrem offensichtliche Binsenweisheiten. Vergewissern Sie sich, dass diese tatsächlich einige interessante Gedanken enthalten, auch wenn sie recht vage sein können. So etwas wie "wenn man zu freundlich ist, wird man manchmal ausgenutzt" oder "viele moralische Werte findet man in den verschiedensten Gesellschaften." Versuchen Sie anschließend, Ihre Binsenweisheit mit so vielen Wörtern wie möglich, so unverständlich wie möglich zu formulieren, ohne dass sie sich dabei ständig wiederholen. Verwenden Sie ein hochgestochenes Vokabular, das Sie sich aus vielen verschiedenen akademischen Disziplinen zusammengeschustert haben, so dass niemand je qualifiziert genug sein wird, um Ihre Arbeit angemessen zu bewerten. Konstruieren Sie ausgeklügelte Theorien die aus vielen verschiedenen Einzelteilen bestehen. Zeichnen Sie Diagramme. Sparen Sie nicht mit Kursivschrift, um anzudeuten, dass Sie Wörter in einem sehr spezifischen und vielsagenden Zusammenhang verwenden. Sagen Sie nie etwas zu konkretes und wenn Sie es tun, relativieren Sie es gerade so, dass Sie immer darauf bestehen können eigentlich genau das Gegenteil gemeint zu haben. Dann predigen Sie: Sprechen Sie so selbstbewusst wie möglich, als ob Sie die Wahrheit Gottes teilen. Akzeptieren Sie keine Kritik: Beharren Sie darauf, dass jeder Skeptiker Sie entweder falsch interpretiert hat oder tatsächlich bereits zugegeben hat, dass Sie richtig liegen. Reden Sie so viel wie möglich und hören Sie so wenig wie möglich zu. Folgen Sie diesen Schritten und Ihr Erfolg ist garantiert (Es hilft, wenn Sie männlich und weiß sind).


Jordan Peterson wirkt sehr intellektuell und hat viele Menschen davon überzeugt, ihn ernst zu nehmen. Dennoch hat er fast nichts Wertvolles zu sagen. Das sollte jedem klar sein, der auch nur ein paar Augenblicke damit verbracht hat, seine Texte und Vorträge kritisch zu hinterfragen, die skurril, pompös und ignorant sind. Sie sind halb Unsinn, halb Banalität. In einer vernünftigen Welt würde Peterson als die Art von nervtötendem Spinner angesehen werden, von der man hofft, dass sie nicht eines Tages neben einem im Zug sitzt.


Aber wir leben nicht in einer vernünftigen Welt. Tatsächlich ist Petersons Reichweite erstaunlich. Sein Buch 12 Rules for Life ist das meistgelesene Buch auf Amazon, wo es auf einer perfekten 5-Sterne-Bewertung sitzt. Eine Person berichtet über den Moment, als sie auf Petersons erstes Buch gestoßen war: "Ich wollte es in meinen Händen halten und für ein paar Minuten über seine Bedeutung nachdenken, als ob es aus Shakespeares Feder oder eine Gutenberg-Bibel wäre." Die führenden Zeitungen der Welt haben ihn zu einem der wichtigsten lebenden Denker erklärt. Die Times sagt, seine "Botschaft ist überwältigend lebendig" und ein Guardian-Kolumnist gibt widerwillig zu, dass Peterson "es verdient, ernst genommen zu werden". David Brooks hält Peterson für den einflussreichsten öffentlichen Intellektuellen der westlichen Welt. Er wurde als "die stärkste, klarste Stimme des konservativen Denkens in der heutigen Welt" bezeichnet, ein Mann, dessen Werk ihn "für die Ewigkeit berühmt machen sollte." Malcolm Gladwell nennt ihn "einen wunderbaren Psychologen." Und es sind nicht nur Mitglieder der Boulevardpresse, die Peterson einen großen Stellenwert eingeräumt haben: Der Vorsitzende der Harvard-Psychologieabteilung lobte sein Magnum Opus Maps of Meaning als "brillant" und "wundervoll". Zachary Slayback von der Foundation for Economic Education fragt sich, wie irgendeine Peterson abschreiben könne und meint, dass "selbst der größte anti-Peterson Intellektuelle in der Lage sein sollte, zuzugeben, dass sein Projekt ein wertvolles Gut [net-good] ist". Wir haben es also mit einem Rätsel zu tun: Wenn Jordan Peterson nichts zu sagen hat, wie hat er dann so viel Anerkennung gefunden? Wenn es so "offensichtlich" ist, dass er als Scharlatan abgeschrieben werden kann, warum respektieren dann so viele Menschen seinen Intellekt?


Bevor wir das Geheimnis der Popularität Petersons ansprechen, müssen wir seine Arbeit untersuchen. Denn wenn das Werk tatsächlich "brillant" und aufschlussreich ist, gibt es kein Geheimnis: Er wird als profunder Denker anerkannt, weil er ein profunder Denker ist. Und viele Kritiker von Peterson waren zutiefst unfair gegenüber seinem Werk, verspotteten es, ohne es zu lesen, oder schleuderten ihm Pejorative an den Kopf (z.B. "der Intellektuelle des kleinen Mannes" oder "einen Messiah ähnlichen-Ersatzvater für dämliche Dummköpfe"). Das hat Petersons Fans gereizt und wenn kritische Artikel über ihn veröffentlicht werden, sind die Kommentarabschnitte voll von Leuten, die den jeweiligen Autor (meistens zurecht) beschuldigen, Peterson nicht ernst zunehmen. Ein berüchtigtes Channel-4-Interview mit Cathy Newman, in dem Newman Peterson wiederholt Worte in den Mund legte ("sie meinen/sagen also X"), bestätigte den Eindruck, dass die Progressiven eine Schmutzkampagne gegen Peterson führen, indem sie ihn beschuldigen, Überzeugungen zu haben, die er in Wahrheit überhaupt nicht besitzt. Conor Friedersdorf vom Atlantik sagte, Peterson sei Opfer einer "übertriebenen Falschdarstellung" und ermunterte die Menschen, zu überprüfen, was er "tatsächlich sagt."


Aber nachdem ich Petersons Arbeit genauer unter die Lupe genommen habe, denke ich, dass die "Fehlinterpretation" von Peterson nur teilweise darauf zurückzuführen ist, dass die Linken ihn durch ein ideologisches Prisma lesen. Ein wichtiger Grund, warum Peterson "fehlinterpretiert" wird, ist, weil er so konsequent vage und unbestimmt ist, dass es unmöglich ist, zu sagen, was er "tatsächlich sagt." Die Leute können die wütendsten Diskussionen über Peterson haben, in denen sie ihn ihm alles, von einem faschistischen Apologeten bis zu einem liberalen Aufklärer sehen, denn seine leeren Worte sind wie eine Art Rorschach-Test, auf den unzählige Interpretationen projiziert werden können.


Dies wird sofort deutlich, wenn man Petersons 1999 erschienenes Buch Maps of Meaning öffnet, eine 600-seitige Zusammenfassung seiner grundlegenden Theorien, für deren Fertigstellung Peterson 15 Jahre benötigte. Maps of Meaning handelt, soweit es sich zusammenfassen lässt, davon, wie Menschen "Bedeutung" erzeugen. Mit "Bedeutung erzeugen" meint Peterson anscheinend so etwas wie "herausfinden wie man zu Handeln hat" aber die Definition des Wortes ist etwas umfangreich:

  • "Bedeutung ist die Manifestation des göttlichen individuellen Pfades"   
  • "Bedeutung ist das ultimative Gleichgewicht zwischen... dem Chaos der Transformation und der Möglichkeit und... der Disziplin der unberührten Ordnung" 
  • "Bedeutung ist ein Ausdruck des Instinktes, der uns ins Unbekannte führt, damit wir es erobern können." 
  • "Bedeutung ist wenn alles was da ist in einem ekstatischen Tanz der Bestimmung zusammenkommt 
  • "Bedeutung meint Implikation für den Verhaltensoutput." 
  • "Bedeutung entsteht aus dem Wechselspiel zwischen den Möglichkeiten der Welt und der in ihr operierenden Wertestruktur" 

Petersons Antwort ist, dass die Menschen herausfinden, wie sie zu handeln haben, indem sie sich auf eine Reihe gemeinsamer Geschichten beziehen, die "Archetypen" enthalten, die sich im Laufe der Evolution unserer Spezies entwickelt haben. Er glaubt, dass wir durch das Studium der Mythen, Werte und Rahmenbedingungen sehen können, die über die Kulturen hinweg geteilt werden, und dass wir dadurch die Strukturen verstehen können, die uns leiten.


Aber hier gebe ich Petersons Arbeit bereits eine kohärentere Zusammenfassung, als sie es eigentlich verdient. Wenn sein Punkt wäre, dass"viele menschliche Erzählungen eine gemeinsame moralische Basis teilen", dann hätte er etwas so Offensichtliches gesagt, dass es niemand für eine neuartige Erkenntnis halten würde. Peterson schafft es, sie über Hunderte von Seiten zu spinnen und sie zu einer ausgeklügelten, unbeweisbaren, unverfälschbaren, unverständlichen Theorie zu erweitern, die alles umfasst, von der Richtung der Geschichte über den Sinn des Lebens, die Natur des Wissens, die Struktur der menschlichen Entscheidungsfindung bis hin zu den Grundlagen der Ethik. (Ein guter Grundsatz, an den man sich erinnern sollte ist dass, wenn ein Buch über alles zu sein scheint, es wahrscheinlich in Wirklichkeit um überhaupt nichts geht. Eine zufällig ausgewählte Passage bietet einen guten Vorgeschmack:

"Handlungswissen, das im Zuge heroischen Verhaltens generiert wird, ist als Folge einer einfachen Akkumulation in der Gruppe und im Individuum weder organisiert noch integriert. Das Verfahren "a", das in der ersten Situation angemessen ist, und das Verfahren "b", das in der zweiten Situation angemessen ist, können in der dritten Situation in beidseitiger gewaltsamer Konfrontation aufeinandertreffen. Unter solchen Umständen kommt es zwangsläufig zu intrapsychischen oder zwischenmenschlichen Konflikten. Wenn ein solcher Antagonismus entsteht, wird eine moralische Umwertung notwendig. Als Folge einer solchen Umwertung werden Verhaltensoptionen brutal nach Rangfolge geordnet oder seltener, ganze moralische Systeme zerstört, reorganisiert und ersetzt. Diese Organisation und Reorganisation erfolgt als Konsequenz des "Krieges" in seinen konkreten, abstrakten, intrapsychischen und zwischenmenschlichen Varianten. Im einfachsten Fall wird ein Individuum als Folge der wahrgenommenen (affektiven) Unvereinbarkeit von zwei oder mehr begriffenen Ergebnissen eines bestimmten Verhaltensverfahrens einem unerträglichen Konflikt ausgesetzt. In der rein intrapsychischen Sphäre tritt ein solcher Konflikt oft dann auf, wenn das Erreichen des Gewünschten gegenwärtig notwendigerweise das Erreichen des Gewünschten (oder das Vermeiden des Befürchteten) in der Zukunft behindert. Eine dauerhafte und zufriedenstellende Lösung eines solchen Konflikts (z.B. zwischen Versuchung und "moralischer Reinheit") erfordert den Aufbau eines abstrakten Moralsystems, das stark genug ist um zu erlauben, dass das, was ein Ereignis für die Zukunft bedeutet, die Reaktion auf das, was es jetzt bedeutet, steuert. Aber auch diese Konstruktion ist notwendigerweise unvollständig, wenn man sie nur als "intrapsychische" Phänomene betrachtet. Das Individuum, das einst in der Lage war, konkurrierende Motivationsanforderungen kohärent in die Privatsphäre zu integrieren, bleibt im Zuge der unvermeidlichen Transformationen der persönlichen Erfahrung nichtsdestotrotz zum Konflikt mit dem anderen prädestiniert. Das bedeutet, dass die Person, die sich mit sich selbst - zumindest prinzipiell - abgefunden hat, immer noch der affektiven Fehlregelung unterliegt, die unweigerlich durch zwischenmenschliche Interaktion hervorgerufen wird. Es ist auch so, dass eine solche Unterwerfung tatsächlich auf eine unzureichende "intrapsychische" Organisation hinweist, da viele "Grundbedürfnisse" nur durch die Zusammenarbeit anderer befriedigt werden können."


Das Wichtigste an dieser Art des Schreibens ist, dass es leicht den Anschein erwecken kann, nützliche Einsichten zu enthalten, weil es viele Dinge sagt, die entweder wahr sind oder sich "irgendwie wahr" anfühlen, und zwar auf eine Art und Weise, die den Leser dumm erscheinen lässt, weil er es nicht wirklich versteht. (Viele der Rezensionen des Buches auf Amazon enthalten Empfindungen wie: Ich bin mir nicht sicher, ob ich es verstanden habe, aber es ist absolut brillant).

Es ist nicht so, dass es inhaltlich leer ist, tatsächlich ist es sogar genau deshalb, weil einiges davon wahr erscheint, in der Lage die Leser von seiner Wichtigkeit zu überzeugen. Es ist sicherlich richtig, dass einige Handlungsweisen in einer Situation funktionieren, aber nicht in einer anderen. Es ist richtig, dass gute moralische Systeme in der Lage sein müssen, über die Zukunft nachzudenken, wenn sie herausfinden wollen, wie man in der Gegenwart zu handeln hat. Aber ein Großteil des Restes ist Sprache, die so abstrakt ist, dass sie weder bewiesen noch widerlegt werden kann. (Hier gilt der alte Ausdruck "Was neu ist, ist nicht wahr, und was wahr ist, ist nicht neu".
Eine weitere Passage, in der Peterson seine Rechtstheorie darlegt:

"Das Gesetz ist eine notwendige Voraussetzung für die Erlösung, sozusagen; notwendig, aber unzureichend. Das Gesetz gibt die Grenzen vor, die das Chaos begrenzen, und ermöglicht die geschützte Entfaltung des Individuums. Recht diszpliniert Möglichkeit und ermöglicht es dem disziplinierten Individuum, seine oder ihre Potentiale - die intrapsychischen Geister - unter freiwillige Kontrolle zu bringen. Das Gesetz erlaubt die Anwendung solcher Potentiale auf die Aufgabe der schöpferischen und heldenhaften Existenz - es ermöglicht einen spirituellen, wassergesteuerten Fluss in das Tal des Schattens des Todes. Das als absolut geltende Gesetz versetzt den Menschen jedoch in die Lage des ewigen Heranwachsenden, der für jede lebenswichtige Entscheidung vom Vater abhängig ist, entzieht dem Einzelnen die Handlungsverantwortung und hindert ihn somit daran, die potentielle Größe der Seele zu entdecken. Das Leben ohne Gesetz bleibt chaotisch, affektiv unerträglich. Das Leben, das reines Gesetz ist, wird steril, ebenso unerträglich. Die Beherrschung von Chaos oder Sterilität erzeugt gleichermaßen mörderischen Groll oder Hass."


Nochmals: Es ist nicht so, dass er falsch liegt, wenn er sagt, dass das Gesetz eine disziplinierende Funktion hat oder dass zu viel Gesetz erstickt, während zu wenig Anarchie ist. Aber all dieses Zeug über "intrapsychische Geister" und "den Fluss des geistigen Wassers" wird nur gesagt, nie klar erklärt, geschweige denn bewiesen. Wenn Sie ihn bitten würden, es zu erklären, würden Sie nur eine lange Reihe weiterer abstrakterer Begriffen erhalten (Ironischerweise enthält Maps of Meaning weder einen Wegweiser noch Bedeutung). Der Soziologe C. Wright Mills hat bei der kritischen Auseinandersetzung mit "großen Theoretikern", die mit einem Wortschwall ihre fehlende Tiefe verdecken wollen, darauf hingewiesen, dass die Menschen positiv auf diese Art von Schreiben reagieren, weil sie sie als "ein wundersames Labyrinth" betrachten, das gerade wegen seiner oft großartigen mangelnden Verständlichkeit fasziniert. Aber, so Mills, solche Schriftsteller seien "so starr auf solch hohe Abstraktionsebenen beschränkt, dass die von ihnen erfundenen Typologien - und die Arbeit, die sie leisten, um diese zu erfinden - häufiger lediglich ein karges Spiel der Konzepte sind als ein Versuch in klarer und geordneter Weise die anstehenden Probleme zu definieren und unsere Bemühungen, sie zu lösen, zu fördern."

Obskurantismus ist jedoch mehr als ein verzweifelter Versuch, Neuheit vorzutäuschen. Es ist auch eine Taktik, um die Leser in Ehrfurcht vor der Autorität des Verfassers in die Knie zu zwingen. Niemand kann sicher sein, dass er die Aussagen des Autors versteht, was dazu führt, dass sich der Leser unterlegen fühlt und in Ehrfurcht vor dem überragenden Wissen des Schriftstellers erblasst, einem Wissen, das auf einer Ebene existieren muss, die so viel höher ist als die der gewöhnlichen Sterblichen, so hoch dass wir nicht einmal in der Lage sind, sie zu wertschätzen. Tatsächlich ist Peterson ziemlich offen, wenn er darauf besteht, dass er Entdeckungen gemacht hat, die über das Verständnis gewöhnlicher Menschen hinausgehen. Die Inschrift des Buches ist unfreiwillig komisch ("Ich werde Dinge aussprechen, die vor der Gründung der Welt geheimgehalten wurden" - Matthäus 13:35) und Peterson nimmt sogar einen Brief an seinen Vater in das Buch auf, in dem er versucht, die Tragweite seiner Entdeckung zu vermitteln:


"Ich weiß nicht, Dad aber ich glaube, ich habe etwas entdeckt, von dem niemand sonst eine Ahnung hat und ich bin mir nicht sicher, ob ich ihm gerecht werden kann. Das Ausmaß ist so groß, dass ich nur Teile davon auf einmal klar erkennen kann, und es ist außerordentlich schwierig, sie in schriftlicher Form verständlich niederzulegen...... Wie auch immer, ich bin froh, dass es dir und Mom gut geht. Danke, dass ihr meine Einkommenssteuererklärung gemacht gemacht habt."

(Es macht Spaß, den Brief für sich selbst zu lesen und sich vorzustellen, Petersons Vater zu sein, der versucht herauszufinden, was sein Sohn in seinem Leben eigentlich treibt).

Es versteht sich von selbst, dass jemand, der so von seiner eigenen Brillanz überzeugt ist, nicht weiß, wie weit er sich von der Welt der Vernunft entfernt hat. Die Diagramme und Abbildungen in Maps of Meaning sind erstaunlich. Sie sind Meisterwerke des unbeweisbaren Kauderwelsches:









Wie geht man überhaupt mit so einem Material um? Es kann nicht "widerlegt" werden. Werden wir von einem Drachen des Chaos beherrscht? Ist der Drache weiblich? Hat der "Zustand des vorbewussten Paradieses" eine "freiwillige Begegnung mit dem Unbekannten"? Ist das Episodische wirklich expliziter als das Prozedurale? Das sind keine Fragen mit Antworten, denn es sind keine Fragen mit Bedeutung.

Das Aufblähen des Offensichtlichen in das Ehrfurchtgebietende ist ein Grund dafür, warum Peterson im Genre der "Selbsthilfe" so erfolgreich agieren kann. Er kann den Menschen die elementarsten väterlichen Ratschläge geben (Zimmer putzen, aufrecht stehen), während er sie wie Weisheiten klingen lässt. Betrachten Sie diese Zusammenfassung der Prinzipien am Ende von 12 Rules of Life.


  • Was soll ich tun, um meinen Geist zu stärken? Erzählen Sie keine Lügen und tun Sie nicht, was Sie verachten. 
  • Was soll ich tun, um meinen Körper zu veredeln? Benutze ihn nur im Dienste meiner Seele.
  • Was soll ich mit den schwierigsten aller Fragen machen? Betrachten Sie sie als das Tor zum Lebensweg.
  • Was soll ich mit der misslichen Lage des armen Mannes machen? Streben Sie nach dem richtigen Vorbild, um sein gebrochenes Herz zu heben.
  • Was soll ich tun, wenn die große Menschenmenge winkt? Steh aufrecht und sprich meine brüchigen Wahrheiten aus.

Das sind pompöse, biblische Redewendungen: Sage die Wahrheit, sei ehrlich zu dir selbst, sehe Herausforderungen als Chancen, sei ein gutes Vorbild und halte selbstbewusste und langatmige Vorträge vor deiner bewundernden Fangemeinde. (Beachten Sie die Antwort auf die "missliche Lage des armen Mannes", die nicht darin besteht, ihm tatsächlich zu helfen, sondern ihm zu zeigen, was für ein besserer Mensch Sie sind, damit er ein Vorbild hat, dem er nacheifern kann). Petersons Schreibstil fügt ständig neue Wirrungen hinzu, um die Einfachheit seines Geistes zu verschleiern; deshalb wird er nicht sagen: "Der Krebs des Mannes ist metastasiert", sondern er wird sagen, dass der Mann "der Tendenz dieser schrecklichen Situation zum Metastasieren zum Opfer gefallen ist". Je härter die Leute arbeiten müssen, um herauszufinden, was Sie sagen, desto besser werden sie sich fühlen, wenn sie es herausfinden, und desto raffinierter werden Sie erscheinen. Jeder gewinnt.

Noch ein paar weitere Petersonismen:

  • "Es gibt kein Sein ohne Unvollkommenheit." Ohne Scheiß.  
  • "Teilen bedeutet nicht, etwas zu verschenken, das man schätzt ohne etwas zurückzubekommen. Das ist es vielmehr, was jedes Kind, das sich weigert zu teilen fürchtet, dass es bedeutet. Teilen bedeutet, den Handelsprozess richtig einzuleiten." Könnte je nach Interpretation alles Mögliche bedeuten: Wenn ich mein Essen mit einem hungrigen Menschen teile und dafür nichts verlange, habe ich vielleicht doch noch "etwas bekommen". Aber die Maxime könnte auch als Verteidigung der Gier interpretiert werden. Sie können darin eine Rechtfertigung für das finden, was auch immer Ihre Weltanschauung ist.
  • "Man kann keine Regeln für das Außergewöhnliche aufstellen." Per Definition.
  • "Die Zukunft ist der Ort aller potentiellen Monster." Die Zukunft ist der Ort für potentiell alles Mögliche
  • "Die Leute kümmern sich nicht darum, ob sie Erfolg haben oder nicht, sie kümmern sich darum, ob sie scheitern oder nicht." Was anscheinend anders ist.
  • "Die Leute sind nicht hinter dem Glück her, sie sind hinter dem Schmerz her." Ich bin eigentlich hinter dem Glück her, Danke.
  • "Das Leben ist Leiden. Das ist klar. Es gibt keine grundlegende, unwiderlegbare Wahrheit mehr." Alles ist "unwiderlegbar", wenn nicht klar ist, was wir damit meinen.
  • "Du kannst nicht vor den Dingen geschützt werden, die dich erschrecken und verletzen, aber wenn du dich mit dem Teil deines Wesens identifizierst, der für die Verwandlung verantwortlich ist, dann bist du immer gleich oder mehr als das Gleiche der Dinge, die dich erschrecken." Es sei denn, Sie haben Angst vor Leoparden und werden anschließend von Leoparden gefressen.


Die Vielzahl der möglichen Interpretationen ist sehr wichtig. Es macht es fast unmöglich, Peterson in einem Streit zu schlagen, denn jedes Mal, wenn man versucht, ihn zu zwingen, einen Standpunkt zu verteidigen, kann er darauf bestehen, dass er eigentlich etwas ganz anderes meint. Zum Beispiel sieht er die Welt als grundlegend geteilt zwischen den Kräften des "Chaos" und den Kräften der "Ordnung" und erklärt den Unterschied:

"Chaos ist das was sich unendlich ohne Limit ausbreitet, hinter die Staatsgrenzen, hinter alle Ideen und alle Disziplinen. Es ist der Ausländer, der Fremde, das Mitglied einer anderen Gang, das Rascheln im Gebüsch... der verborgene Zorn deiner Mutter... Das Chaos wird symbolisch mit dem Weiblichen in Verbindung gebracht... Die Ordnung dagegen ist erforschtes Territorium. Das ist die Hunderte von Millionen von Jahren alte Hierarchie von Ort, Position und Autorität. Das ist die Struktur der Gesellschaft. Es ist die Struktur, die auch die Biologie bietet... Es ist die Flagge der Nation... Es ist die Größe der Tradition, die Reihen von Schreibtischen im Klassenzimmer der Schule, die Züge, die pünktlich abfahren... Im Bereich der Ordnung verhalten sich die Dinge so, wie Gott es beabsichtigt hat."


Es ist sehr leicht, die Stimme des Autoritarismus, sogar des Faschismus, zu hören: Starke Männer schaffen Ordnung, was Gott beabsichtigt, und die soziale Struktur wird durch Achtung vor Autorität, Tradition, Hierarchie, Flaggen bewahrt. (Scheiße, er spricht sogar von den Zügen, die pünktlich fahren!) Aber in dem Moment, in dem man versucht das zu kritisieren, um über die Gefahren zu sprechen, die das Festhalten an Flaggen und Traditionen um ihrer selbst willen mit sich bringt, wird Peterson wütend darauf bestehen, dass man seine Theorie missverstanden hat: Ordnung ist symbiotisch mit Chaos, nicht überlegen! "("Ordnung ist nicht genug.") Das Weibliche ist auch notwendig, weil Chaos mit "Möglichkeit selbst, der Quelle der Ideen, dem geheimnisvollen Reich der Schwangerschaft und Geburt" assoziiert wird. Wenn Sie versuchen zu suggerieren, dass er das Patriarchat gerechtfertigt hat, wird er Ihnen sagen, dass er, wenn er sich auf das "symbolisch Männliche" bezieht, nicht "Männer" meint. Aber es ist in der Regel unklar, was er meint, und jeder Versuch, es herauszufinden, wird mit einem Schwall von noch mehr Fachchinesisch beantwortet. (Was sollen wir zum Beispiel von seiner Interpretation der Simpsons halten, die die Wichtigkeit eines grausamen Tyrannen betont, um die weichen, verweichlichten Kinder davon abzuhalten, die Macht zu übernehmen: "Ohne Nelson, den König der Tyrannen, würde die Schule bald von den nachtragenden, empfindlichen Milhouses, narzisstischen, intellektuellen Martin Princes, weichen, schokoladenverzehrenden deutschen Kindern und dem infantilen Ralph Wiggums überrannt werden. Muntz ist ein Korrektiv..." Eine Bestätigung dafür, die Schwachen zu schikanieren, nicht wahr? Aber Peterson würde es leugnen.)

Betrachten Sie die Art und Weise, wie Peterson von der "Bedrohung des Physischen" spricht:

"Ich weiß, wie ich mich gegen einen Mann behaupten kann, der ungerecht gegen mich vorgeht. Und der Grund, warum ich das weiß, liegt darin, dass die Parameter für meinen Widerstand ziemlich genau definiert sind, nämlich: Wir reden, wir diskutieren, wir streiten, und dann wird es physisch. Wenn wir über die Grenzen des zivilen Diskurses hinausgehen, wissen wir, was der nächste Schritt sein wird. Das ist im Diskurs mit Frauen verboten. Und deshalb glaube ich nicht, dass Männer verrückte Frauen kontrollieren können. Ich glaube es wirklich nicht. Ich denke, sie müssen ihre Hände über dem Kopf zusammenschlagen . . . Vor was? Es ist nicht einmal Unglauben. Es ist, dass die kulturellen. . . Es gibt keinen weiteren Schritt, den man unter diesen Umständen machen könnte, denn wenn der Mann offensiv genug und verrückt genug ist, wird die Reaktion sofort physisch. Oder zumindest ist die Bedrohung da. Und wenn die Menschen ernsthaft miteinander reden, ist diese unterschwellige Bedrohung der Körperlichkeit immer da, besonders wenn es sich um ein echtes Gespräch handelt. Es hält das Ding bis zu einem gewissen Grad zivilisiert. Wenn du mit einem Mann sprichst, der unter keinen Umständen mit dir kämpfen würde, dann sprichst du mit jemandem, für den du absolut keinen Respekt hast. Aber ich sehe keinen Weg... Zum Beispiel gibt es eine Frau in Toronto, die diese Bewegung organisiert, sagen wir, gegen mich und einige andere Leute, die eine Veranstaltung zur freien Meinungsäußerung durchführen werden. Und sie hat es geschafft, sich sehr effektiv zu organisieren, und sie ist ziemlich anstößig, könnte man sagen. Sie verglich uns mit Nazis, zum Beispiel, öffentlich, indem sie das Hakenkreuz benutzte, was ich nicht so sehr mochte. Aber ich bin wehrlos gegen diese Art von weiblichem Wahnsinn, denn die Techniken, die ich gegen einen Mann anwenden würde, der diese Taktiken anwendet, sind mir verboten. Also, ich weiß es nicht. . . Es scheint mir, dass es nicht Männer sind, die aufstehen und sagen müssen:"Schluss jetzt damit." Auch wenn es das ist, was sie tun sollten, scheint es mir, dass es gesunde Frauen sind, die sich gegen ihre verrückten Schwestern auflehnen und sagen müssen:"Schau, genug davon. Genug Männerhass. Genug der Pathologie. Genug, der Schande die ihr über unser Geschlecht bringt."

Nun könnte man diese beunruhigende Passage dahingehend interpretieren, dass Peterson verärgert ist, dass es ein gesellschaftliches Tabu gibt, dass es ihm verbietet die Toronto-Frau zu verprügeln, die ihn einen Nazi nennt. Tatsächlich sehe ich nicht wirklich, wie ich es anders interpretieren sollte: Er sagt, dass er gegen ihren "Wahnsinn" "wehrlos" sei, weil die Techniken, die er bei einem Mann anwenden würde, "verboten" seien. (Warum er keine andere "Verteidigung" hat, wie z.B. "sie ignorieren", ist unklar.) Aber Peterson würde energisch gegen die Idee protestieren, dass er Gewalt gegen Frauen in irgendeiner Weise befürwortet: Nein, ich sage nur, dass jede menschliche Interaktion eine grundlegende Bedrohung durch Körperlichkeit darstellt. Wie konntest du mich so absichtlich und unfair falsch interpretieren? Und natürlich, wenn wir Petersons Behauptung in Frage stellen, dass "wenn Männer ernsthaft miteinander reden", es eine unterschwellige Bedrohung gibt (ich habe gerade mit einem anderen 'Current Affairs-Redakteur' über Jordan Peterson gesprochen und ich spürte nicht, dass potenzielle Gewalt unter der Oberfläche brodelte, außer vielleicht in meiner Kopie von Maps of Meaning), wird er sich auf die Aussage berufen, wie "man einen Mann nicht respektieren kann, der unter keinen Umständen gegen einen kämpfen würde.”

Schlußendlich bedeutet jede Situation, dass er nicht einmal eingreifen würde, um Sie davon abzuhalten, jemanden zu verletzen, und wie könnten Sie das respektieren? Peterson macht ominös klingende (und scheinbar falsche) Verallgemeinerungen und baut dennoch Vorbehalte ein, so dass niemand ihn beschuldigen kann, die Dinge zu befürworten, die er befürwortet.

Das ist das Gleiche wie bei seinen Diskussionen über nette Menschen [nice guys] und Grausamkeiten. Er wird sagen, dass Leute, die zu nett sind, ausgenutzt werden und über die Wichtigkeit der Fähigkeit zur Grausamkeit sprechen, was sicherlich so klingt, als ob er die Leute ermutigen würde, sadistische Arschlöcher zu sein, aber dann wird er darauf bestehen, dass er in Wirklichkeit nicht davon spricht, grausam zu sein, sondern davon, dass er davon spricht, grausam sein zu können (Sie Idiot, wie konnten Sie den Unterschied nicht erkennen?) und er ist nicht gegen nette Menschen, er sagt nur, dass die Schwachen untergehen werden. Und weil Sie sich "Ihren Peterson" aussuchen können, können diejenigen, die seine YouTube-Videos anschauen, sehr unterschiedliche Botschaften aus demselben Satz von Wörtern aufnehmen. Ein Video über das Schlagen von Frauen, in dem Peterson das Schlagen von Frauen nie gutheißt, hat unter den am höchsten bewerteten Kommentaren folgende:

  • Meine Urgroßmutter hat mir einmal gesagt: "Niemals eine Frau schlagen, aber man kann sie verdammt nochmal zurückschlagen". (660 likes)
  • sollte nie jemanden angreifen, aber wenn dich jemand angreift kannst du dich verteidigen, selbst wenn es eine Frau ist (745 likes)
  • Ich würde nie eine Lady schlagen. Eine aggressive Schlampe steht auf 'nem anderen Blatt. (576 likes) 
  • Die ursprüngliche Auffassung war, dass ein Gentleman niemals eine Lady schlagen sollte. An dem Punkt, an dem eine Frau dich oder deine eigene bedroht, ist sie definitiv keine Lady. Eine Lady zu sein, ebenso wie ein Gentleman, erfordert Höflichkeit, Anmut, Respekt und eine persönliche Verantwortung für das eigene Verhalten.
  • Peterson sagte nicht, dass er nie eine Frau schlagen würde. Er deutete nur an, dass jede Frau, die er je geschlagen hat, tot ist.
  • Ich finde, dass Frauen Rechte verdienen...... und Linke. (550 likes)


Wenn Leute, die mir zu folgen scheinen, Sätze wie die Obigen ständig wiederholen, sollte ich mir vermutlich Gedanken darüber machen, warum ich diese Art des Publikums anziehe. Es ist nicht so, dass Peterson Gewalt befürwortet aber weil er ein Rorschach-Test ist, in der jeder seine Sicht auf die Welt hineinprojizieren kann bieten seine Vorträge über das chaotische Weibliche und die Notwendigkeit der Stärke und die Fähigkeit zur Grausamkeit denjenigen, die philosophische Rechtfertigungen für ihre Aggressionen suchen, perfektes Material.

Peterson ist am undurchsichtigsten, wenn er über die Natur spricht. Die Hälfte der Zeit scheint er den Naturalistischen Fehlschluss zu begehen: Er beschreibt die Tendenzen, die es gibt, und impliziert, dass diese Dinge deshalb gut sind. Also spricht er über Dominanzhierarchien unter den Hummern und ermahnt die jungen Männer, "Lasst euch vom siegreichen Hummer inspirieren". Natürlich ist das Tierreich auch ein Ort der gegenseitigen Hilfe und für einen Mann, der einem Hummer nacheifert, ist es wie eine Frau, die die Existenz der Gottesanbeterin als Lizenz zum Essen ihres Mannes verwendet. Aber Peterson schwankt zwischen dem Anschein, dass die Natur eine klare und tugendhafte hierarchische Ordnung der Dinge impliziert und dem Beharren darauf, dass er Kritik an der bestehenden Ordnung der Dinge nicht ausschließt. Wenn er etwas Falsches zu sagen scheint (z.B. Hierarchien sind in Ordnung, weil Natur), wird er es mit einem Vorbehalt relativieren, d.h. er sagt überhaupt nichts (z.B. natürliche Dinge sind manchmal in Ordnung, aber nicht immer). Sam Harris, der mit Petersons politischen Positionen sympathisiert, hat verärgert darauf hingewiesen, dass viele von Petersons Behauptungen über die Grundlagen guten Verhaltens entweder nicht unterstützt werden oder keinen Sinn ergeben:

"Hat sich die menschliche Evolution tatsächlich für Männer entschieden, die dem Heldentum des heiligen Georg nahe kommen? Und ist das wirklich die älteste Geschichte, die wir kennen? Gibt es nicht andere Geschichten, die genauso alt sind und ganz andere Werte widerspiegeln, die auch Vorteile haben könnten? Und in welchem Sinne existieren Archetypen überhaupt? ....Ist es nicht offensichtlich, dass das meiste von dem, was wir als ethisch betrachten jetzt außerhalb der Logik der Evolution steht? Die Fürsorge für behinderte Kinder wäre höchstwahrscheinlich für unsere Vorfahren unter allen Bedingungen der Knappheit unpassend gewesen - während sich der Kannibalismus von Zeit zu Zeit in jedem Winkel der Erde empfiehlt. Wie viel Inspiration sollten wir aus der Tatsache schöpfen, dass das Töten und Essen von Kindern auch ein uralter "Archetypus" ist?"


Es gibt keinen guten Grund, sich bei der Evolution und dem Tierreich bezüglich moralischer Ratschläge zu bedienen aber das ist es, was Peterson empfiehlt. Oder auch nicht. Ich fürchte mich vor den unvermeidlichen E-Mails, die darauf bestehen, dass ich Peterson einfach nicht verstehe, da es reichlich Zitate gibt, in denen er darauf besteht, dass er das Gegenteil von Dingen sagt, die er anscheinend andernorts sagt. (Übrigens, eine amüsante Nebenbemerkung: Vor ein paar Jahren schrieben mein Kollege Oren Nimni und ich eine Parodie auf eine unsinnige akademische Theorie namens Blueprints for a Sparkling Tomorrow, die buchstäblich eine Passage enthält, in der empfohlen wird, dass die Menschen bei Hummern als moralisches Vorbilder nutzen sollen:


"Wir schlagen daher einen Ersatzmodell für die Affekte der Menschen vor: die Gliederfüßler. Jeder, der an einer Hummerhochzeit teilgenommen hat, weiß sehr wohl, welche Tiefe und Romantik diese göttlichen Geschöpfe besitzen. Doch die Gliederfüßler vegetieren in Amerikas Schlagkäfigen [batting-cages] und Restaurants vor sich hin, ihres Potenzials beraubt und in ihren Versuchen, hilfreiche Beiträge zum zivilgesellschaftlichen Zusammenleben zu leisten, behindert". Peterson's Versäumnis, uns zu erwähnen, grenzt an akademischem Fehlverhalten)."

Soweit hat Peterson alle Antworten auf die Vorwürfe, dass er all das einfach nur erfindet, es ist nämlich so, dass... die Phantasie real ist:

"Was in allen menschlichen Erfahrungen über alle Zeiten hinweg üblich ist... es gibt moralische, metaphysische oder phänomenologische Realitäten, die die gleiche Natur besitzen. Du kannst sie nicht in deinem Leben sehen, indem du sie mit deinen Sinnen beobachtest aber du kannst sie dir mit deiner Vorstellungskraft vorstellen und manchmal sind die Dinge, die du dir mit deiner Vorstellungskraft vorstellst, realer als die Dinge, die du siehst...."

Und als ein Interviewer ihn fragte, warum die Leute den Mythen, die er zitiert, glauben sollten, antwortete Peterson, dass man etwas ernst nehmen sollte, weil das Leben ernst ist, verdammt, und eine Katastrophe erwartet uns:

INTERVIEWER: Weil viele Leute sich diese Geschichten wie Tiamat und Marduk oder die Christusgeschichte und die Bibelgeschichten ansehen und sagen: "Nun, das ist einfach nur... Das sind nette Geschichten, aber ich werde sie nicht ernst nehmen. Welches Argument bringen sie da, denn ich weiß, dass Sie...


PETERSON: Nun, was werden sie dann ernst nehmen? Sie werden nichts ernst nehmen. Nun, viel Glück dabei, denn es kommen ernsthafte Dinge auf euch zu. Wenn Sie nicht mit der gleichen metaphysischen Ernsthaftigkeit auf sie vorbereitet sind, werden sie euch platt machen. Man kann in Bezug auf Weisheit abschätzig sein aber das schützt einen nicht vor der kommenden Katastrophe.

(Das ist kein sehr überzeugendes Argument.)

Ich will damit nicht sagen, dass alles, was Peterson sagt, in der Kategorie "nicht einmal so falsch" zu verordnen ist. Einiges davon ist tatsächlich einfach falsch. Er ist ein unzuverlässiger Führer zu den Fakten (z.B. "es gibt weitaus mehr weibliche Ärzte als männliche Ärzte", was sowohl für die USA als auch für Kanada falsch ist oder seine Unterstützung einer bizarren Verschwörungstheorie, dass Google die Suchergebnisse für "Bikini" manipuliert, um übergroße Modelle aus politisch korrekten Gründen zu beinhalten, was sie nicht tun). Seine Leseverständnisfähigkeiten sind... begrenzt. Hier ist Peterson, als er eine wichtige politische Erleuchtung beschreibt, die er beim Lesen von George Orwell hatte, von dem er sagt, dass er ihn schließlich überzeugt hat, kein Sozialist zu sein:

"Mein Zimmergenosse, ein aufschlussreicher Zyniker, äußerte Skepsis gegenüber meinen ideologischen Überzeugungen. Er sagte mir, dass die Welt nicht vollständig in die Grenzen der sozialistischen Philosophie eingekapselt werden könne. Ich war mehr oder weniger alleine zu diesem Schluss gekommen, hatte es aber nicht zugegeben. Bald darauf las ich jedoch George Orwells Road to Wigan Pier. Dieses Buch erschütterte schließlich - nicht nur meine sozialistische Ideologie, sondern auch meinen Glauben an ideologische Positionen selbst. In dem berühmten Essay [...] beschrieb Orwell den großen Fehler des Sozialismus und den Grund für sein häufiges Versagen, demokratische Macht an sich zu ziehen und aufrechtzuerhalten (zumindest in Großbritannien). Orwell sagte im Wesentlichen, dass die Sozialisten die Armen nicht wirklich mochten. Sie hassten nur die Reichen. Seine Idee ergriff mich sofort. Die sozialistische Ideologie diente dazu, Ressentiments und Hass zu verbergen, die durch Versagen hervorgerufen wurden. Viele der Parteiaktivisten, denen ich begegnet war, nutzten die Ideale der sozialen Gerechtigkeit, um ihr Streben nach persönlicher Rache zu rationalisieren."


Und hier ist George Orwell, in The Road To Wigan Pier, von dem Peterson sagt, es habe ihn davon überzeugt, dass der Sozialismus eine Torheit sei, weil die Sozialisten nachtragend seien:


"Bitte beachten Sie, dass ich für den Sozialismus plädiere, nicht gegen ihn. [...] Die Aufgabe des denkenden Menschen besteht also nicht darin, den Sozialismus abzulehnen, sondern sich zu entscheiden, ihn zu vermenschlichen... Im Moment ist der einzig mögliche Weg eines anständigen Menschen, so sehr er auch ein Tory oder ein Anarchist mit Temperament sein mag, für die Errichtung des Sozialismus zu arbeiten. Nichts anderes kann uns vor dem Elend der Gegenwart oder dem Albtraum der Zukunft bewahren...] Tatsächlich ist der Sozialismus aus meiner Sicht so elementarer gesunder Menschenverstand, dass ich manchmal erstaunt bin, dass er sich noch nicht etabliert hat. Die Welt ist ein Floß, das durch den Weltraum segelt mit, potentiell, zahlreichen Vorräten für alle; die Idee, dass wir alle zusammenarbeiten und dafür sorgen müssen, dass jeder seinen gerechten Anteil an der Arbeit leistet und seinen gerechten Anteil an den Vorräten erhält, scheint so offensichtlich, dass man sagen würde, dass niemand es möglicherweise nicht akzeptieren könnte, wenn er nicht ein korruptes Motiv für das Festhalten am gegenwärtigen System hätte. [...] Vom Sozialismus zurückzuschrecken, weil so viele Sozialisten minderwertige Menschen sind, ist ebenso absurd wie die Weigerung, mit dem Zug zu reisen, weil man das Gesicht des Fahrkartensammlers nicht mag."


Orwell sagt, dass jeder, der die Verdienste sozialistischer Politiken anhand der persönlichen Qualitäten der Sozialisten selbst bewertet, ein Idiot ist. Peterson kommt zu dem Schluss, dass Orwell der Meinung war, dass die sozialistische Politik fehlerhaft sei, weil die Sozialisten selbst schlechte Menschen seien. Ich denke nicht, dass es einen Weg gibt, Peterson anders als als extrem dumm oder extrem unehrlich zu lesen, aber man kann gnädig sein und annehmen, dass er schlicht und ergreifend das Buch nicht gelesen hat, das ihm angeblich seine große Offenbarung über den Sozialismus gab.


Aber selbst jetzt bin ich zu großzügig gegenüber Jordan Petersons Intellekt. Ich habe ihn in seiner verständlichsten und ausgefeiltesten Form präsentiert. Ich habe Ihnen nicht die volle Erfahrung ermöglicht, ihm tatsächlich zuzuhören. Das Sitzen durch eine Jordan Peterson Vorlesung unterscheidet sich sehr von dem Ansehen eines Schnellfeuer-Fernsehinterviews. Nachfolgend finden Sie einen vollständig transkribierten Ausschnitt von 17 Minuten aus Petersons Vortrag. Dies ist ein zufälliger Ausschnitt aus der ersten Vorlesung, auf die ich zufällig geklickt habe, eine Vorlesung, die angeblich Maps of Meaning vorstellt. Im Clip ist Peterson mittendrin (wieder, scheinbar) dabei, zu analysieren, wie das Kinderbuch There's No Such Thing As A Dragon die Archetypen der klassischen Mythologie darstellt. Ich möchte, dass Sie bedenken, dass dies ein Mann ist, den der New Yorker als den "verehrtesten" Intellektuellen des Internets bezeichnet und von dem der Guardian sagt, dass er "auf dem Weg ist, der Akademiker zu werden, der einem Rockstar am meisten ähnelt." Denken Sie auch daran, dass dies ein Mann ist, der den Leuten rät, klar und präzise zu sein,
und sagt, er sei "sehr, sehr, sehr, sehr vorsichtig mit meinen Worten." Oh, und dass er den Departements für Frauenstudien jegliche finanzielle Unterstützung entziehen will, weil er denkt, dass sie sinnloses Geschwätz produzieren. Bereit? Los geht's. (ANMERKUNG: VERSUCHEN SIE UNTER KEINEN UMSTÄNDEN, DIE GESAMTHEIT DER FOLGENDEN PASSAGE ZU LESEN. LESEN SIE SO VIEL WIE MÖGLICH, BEVOR SIE SICH MÜDE FÜHLEN, UND SCROLLEN SIE DANN SCHNELL BIS ZUM ENDE).


[Anmerkung des Übersetzers: Da das Transkript tatsächlich keinen Spaß macht zu lesen, habe ich mir die Freiheit herausgenommen den Text ein wenig zu entschwurbeln, heißt im Klartext: die 'you know's, die gefühlt 50% des Textes ausmachen, herauszustreichen und die Satzstruktur etwas kohärenter zu gestalten. Sorry, dass ich euch im die Peterson-Experience bringe.]


"Mutter hat ein paar Pfannkuchen für Billy gemacht, aber der Drache hat sie alle aufgegessen! Mutter hat noch mehr davon gemacht, aber der Drache hat diese auch gegessen. Mutter machte immer wieder Pfannkuchen, bis ihr der Teig ausging. Billy bekam nur einen von ihnen, aber er sagte, das sei alles, was er wirklich wollte. Also erzähle ich Ihnen noch eine andere Geschichte darüber. Also, als ich in Boston lebte, hatte ich kleine Kinder und meine Frau kümmerte sich, weil sie keine Green Card hatte und sowieso Zuhause mit den Kindern war, um ein paar kleine Kinder aus der Nachbarschaft. Einer von ihnen wollte nur Hot Dogs essen, was ziemlich lustig war. Er hat nur Hot Dogs bei seiner Mutter gegessen aber bei uns zu Hause hat er sein ganzes Mittagessen gegessen und war sehr glücklich darüber, also fand ich das ebenfalls ziemlich amüsant. Aber irgendwann kam eines Tages ein Nachbar vorbei und der Nachbar hatte ein vierjähriges Kind und der Nachbar suchte jemanden, der sich um das Kind kümmern konnte, weil ihr Kindermädchen einen Autounfall hatte und sich vorübergehend nicht um das Kind kümmern konnte. So war das Kind für ein paar Tage in den Nachbarschaftshäusern herumgelaufen, und Leute haben sich um ihn gekümmert, und dann landete er bei uns zu Hause, was in Ordnung war. Also da ist er, ein süßer kleiner Junge und seine Mutter kommt zur Tür rein und sie sagt, sie habe den Jungen hereinschubsen müssen, weil er ein bisschen geschmollt hat. Er war nicht sehr glücklich und sie sagte: "Er wird wahrscheinlich den ganzen Tag nichts essen, aber das ist okay." Und ich dachte, hmm, das ist eine interessante Art um sein Kind vorzustellen. Es ist so..., er wird nicht essen, den ganzen Tag, was übrigens nicht okay ist, es ist nicht okay und du kommt her um uns sagen, dass es okay ist, und du erwartest, dass wir einfach die Tatsache akzeptieren werden, dass du denkst, dass es okay ist. Und das ist die ganze Geschichte, du überbringst alle diese Informationen in einem kleinen Satz. Also dachte ich, nun, das ist ziemlich eigenartig. Ich glaube, sie war auch die Psychologin, was sehr interessant war. So okay. Also ist das in Ordnung. So ging ich hinaus, um etwas zu tun und wir hatten vier spielende Kinder im Haus, und als ich zurückkam, war der kleine Kerl auf der Veranda, wo die Stiefel waren und all das Zeug und er stand da irgendwie so [schmollend] und ich dachte hmm, das nicht gut ist, weil ja all die anderen Kinder im Haus waren mit denen er spielen sollte. Weil es offensichtlich das ist, was ein Kind tun sollte! Er hätte drinnen sein sollen, wissen sie, Ärger machen, Spaß haben und spielen, aber er war es nicht, und er stand auf der Veranda, in etwa so[schmollend] und er war nicht glücklich. Er war nicht glücklich. Also schaute ich ihn ein wenig an und dann stupste ich ihn ein paar Mal, weil ich dachte wenn man mit kleinen Kindern interagiert, sind sie sehr verspielt, eh? Sie sind wie Welpen, wenn Sie sie ein bisschen ärgere und kitzele dann wird, selbst wenn sie mürrisch sind, irgendwann ein Lächeln aus ihnen herausbrechen obwohl sie versucht haben es zu unterdrücken und dann werden sie kichern und möglicherweise versuchen sie wegzustoßen und dann sind wir in einer Art Spielroutine. Und obwohl viele das vielleicht nicht wissen, haben Säugetiere wie wir eine SPIELSCHALTUNG! Also sind wir intrinsisch verspielt, was zum Teil auch der Grund dafür ist, warum wir mit Hunden auskommen können, denn Hunde sind natürlich von Natur aus spielerisch und die meisten Menschen wissen, wie man mit einem Hund spielt und wann ein Hund richtig spielen will, weil er seine Pfoten nach unten legt und zu Ihnen aufschaut irgendwie Grinst und mit seinem Schwanz in der Luft wedelt und fast schon zu uns spricht wie: SPIEL MIT MIR, PRIMAT und Sie wissen, dass es an der Zeit ist, sich in irgendeinem Spiel zu betätigen. Sie wissen im Grunde genommen wie man das macht, und sogar der Hund weiß, wie man das macht. Also stupse ich ich dieses Kind an und versuche ihn dazu zu bringen zu lächeln aber es klappt einfach nicht, er ignoriert mich einfach wie verrückt und ich denke; "Das ist nicht gut." Weil du nicht willst, dass dein Vierjähriger gelernt hat, dass es okay ist, die Erwachsenen zu ignorieren, oder dass er die Erwachsenen ignorieren soll, oder dass er die Erwachsenen ignorieren kann. Das ist alles Schlecht, denn die Welt ist voll von Erwachsenen und sie wissen eine Menge Dinge, und sie kontrollieren alle Ressourcen ALSO KOMM LIEBER MIT IHNEN KLAR, außerdem wirst du irgendwann genauso Enden wie sie... Als Erwachsener für die meisten Zeit deines Lebens, also, wenn die allgemeine, wenn die erste Regel ist Erwachsene können und sollten ignoriert werden, dann, wo zur Hölle willst du hin? Und das ist einer der Gründe, warum es wirklich nützlich ist, dafür zu sorgen, dass die Kinder Erwachsene respektieren, weil sie Erwachsene sein werden, Wenn sie also Erwachsene nicht respektieren, dann haben sie natürlich keinen Respekt vor dem, was sie sein WERDEN, warum zum Teufel sollten sie aufwachsen? Du endest wie Peter Pan, weil es genau das ist, worum es bei Peter Pan geht. Peter Pan will in Nimmerland bleiben, bei den verlorenen Jungen, wo es keine Verantwortung gibt, weil er in die Zukunft schaut und alles was er sieht Captain Hook ist.

Ein Tyrann, der Angst vor dem Tod hat, das ist das Krokodil... das jagt ihn mit der Uhr im Bauch. Und es ist dasselbe wie bei diesem Drachen. KINDER MÜSSEN ERWACHSENE RESPEKIEREN. Sie erweisen ihnen einen schlechten Dienst, wenn sie es nicht tun! So weit, so gut, ich stupse also dieses Kind an, es klappt einfach nicht, ich komme mit ihm nicht weiter und ich denke, das ist nicht gut. Irgendwas stimmt mit diesem kleinen Kind nicht. Also gut. Dann bringen wir alle Kinder zum Mittagstisch, und die Regel lautet: Iss dein VERDAMMTES Mittagessen und sei DANKBAR. Leonard Cohen schrieb einmal dieses Lied, über, ich erinnere mich nicht mehr ganz genau an das Lied, aber er sprach über das gemeingefährliche Meckern, das in jeder Küche über die Leute, die servieren und essen werden, zu hören ist. Wenn Sie das noch nicht erlebt haben dann stimmt dort etwas nicht, weil viele Spannung in den Haushalten heimischer Natur sind. Die Spannungen zwischen Ehemännern und Ehefrauen sind, es ist so... WER ZUR HÖLLE wird die häuslichen Pflichten erledigen und wie und wann und und die Antwort kann nicht sein, dass wir wir sie nicht tun werden, denn dann essen Sie Cheetos und Popcorn und das für den Rest ihres Lebens und das ist nicht gut. In England ist es zu einem Punkt gekommen, weil die häuslichen Situationen verrotten und die Rituale verrotten, dass etwa 1/3 der Familien nicht mehr über einen Esstisch verfügen und Sie können VORGEKOCHTE hart gekochte Eier kaufen, ja, ja, ja, richtig, also ist es keine gute Sache, und Sie können sich vielleicht fragen, warum zur Hölle jeder fett ist oder eine Essstörung hat und Sie wissen, dass ein Teil des Grundes ist, dass die gesamte häusliche Routine um die Regelung der Nahrungsmittelzufuhr verschwunden ist, das ist eine schreckliche Sache für die Menschen, weil wir soziale Esser sind. Wenn man sich mit einem Haufen anderer Leute zusammensetzt... an einem Tisch... wie viel sollte man essen? Die Antwort ist: Sie sollten im Durchschnitt das essen, was alle anderen essen. Und das ist genau das, was Sie tuen, auch wenn Sie es nicht bemerken. Die Menschen sind so vernetzt. Wir haben Experimente gemacht in denen wir Studenten, die sich nicht kannten, in ein Labor gebracht haben... und wir gaben ihnen einen Snack, während sie so etwas wie einen Film anschauten. Und sie aßen die gleiche Anzahl von Chips.Also wenn einer von ihnen die ganze Hälfte isst, wird der andere die andere Hälfte essen. Wenn einer nur einen hat, wird der andere nur einen haben. Die Korrelation zwischen der Nahrungsaufnahme, zwischen den Zweiergruppen lag bei etwa 0,8, es war erstaunlich. Es schien für Extrovertierte etwas höher zu sein als für Introvertierte, aber es war bemerkenswert übereinstimmend. Sie verstehen wieso, oder? Weil Menschen Nahrung teilen und Sie kein beliebter Stammesangehöriger werden wenn sie z.B 30% der Nahrung essen, wenn die Nahrung knapp ist. Sie sollten besser wachsam sein und sicherstellen, dass Sie nicht mehr als ihren Anteil nehmen. Es ist ihre fundamentale menschliche Natur ist, das zu tun. Und wir regulieren auch unser Sättigungsgefühl durch Hinweise, die außerhalb unserer Reichweite liegen. Unsere Nahrungsaufnahme zu regulieren, auch weil wir Allesfresser sind, erweist sich als eine ungeheuer schwierige Sache. Jedenfalls, zurück zu diesem Kind. Also, wir bringen alle Kinder an den Tisch und sie sitzen herum und sie essen zu Mittag und die Regel ist, wie ich schon sagte, esset, was vor euch steht, und seid FROH UND GLÜCKLICH DARÜBER. Sie können sich jetzt fragen, warum das eine Regel sein sollte? Es ist wie...in Ordnung, versetzen Sie sich jetzt in diese Position, denn Sie werden in dieser Position sein. Sie werden ihrem verdammten Kind etwas zu essen machen. Und Sie werden das tun.... nun, lass es uns ausrechnen, denn ich mag es, Arithmetik zu machen. Nehmen wir an, es dauert eine halbe Stunde am Tag und Sie machen es sieben Tage die Woche. Aber wir werden das mit drei multiplizieren, weil es drei Mahlzeiten gibt, also sind es eineinhalb Stunden pro Tag, richtig? Also okay, fein sieben Mal eineinhalb Stunden ist ungefähr zehn. Also sind es zehn Stunden pro Woche, es sind vierzig Stunden pro Monat richtig, vierzig Stunden pro Monat sind eine volle Arbeitswoche. Also vierzig Stunden im Monat mal zwölf, zwölf volle Arbeitswochen, richtig? Ja? Das sind drei volle Monate mit 40 Stunden Tagen die sie etwas FÜR IHR VERDAMMTES KIND KOCHEN. Nun, das ist eine Menge Zeit, und Sie werden das 18 Jahre lang tun. So dann könnten Sie sich fragen welche Resonanz Sie von Ihrem Kind benötigen, damit Sie sich nicht schlecht und nachtragend fühlen, weil Sie das für drei verdammte Monate im Jahr tun müssen. Denken Sie mal darüber nach, und deshalb ist es auch notwendig zu wissen, dass Sie in sich selbst ein Monster tragen, genau wie die Welt draußen, ebenfalls ein Monster in sich trägt. Denken Sie nicht, dass Sie in der Lage sein werden, eine gesunde Einstellung zu Ihrem Kind oder zu Ihrem Essen oder zu sich selbst aufrechtzuerhalten, wenn alles, was Sie für die Mühe des Kochens und der Zubereitung von Speisen bekommen, eine Sklavenmentalität und die ständige Bestrafung seitens der Menschen ist, denen Sie Nahrung anbieten.

Wer zum Teufel will das schon?! Sie wollen dem miesen kleinen Balg lehren, dass er Glück hat, dass es überhaupt etwas zu essen gibt und dass die richtige Einstellung ist, wirklich Danke zu sagen. "Vielen Dank, Mama" oder "Vielen Dank, Papa. Ich bin froh, dass ihr etwas produziert habt", und dann wissen Sie, dass Sie alle glücklich darüber sein können, dass Sie in der Küche geschuftet haben und dass Sie Ihr Kind mögen können! Und so könnte man meinen, dass jeder seine Kinder mag. Aber das ist nicht wahr. Das ist nicht wahr. Und ab und zu liest man in der Zeitung von jemandem der einem Tag, an dem er arbeitslos und verkatert war, ein wenig zu weit getrieben wurde und etwas absolut Brutales mit seinem Kind gemacht, und Sie denken "wie könnte jemand das tun", es ist, als gäbe es eine lange Vorgeschichte schrecklicher Vorfälle zwischen der Mutter und dem Kind oder dem Vater und dem Kind, bevor so etwas passiert. Wenn Sie Ihr Kind vor dem Biest schützen möchten, das in Ihnen ist, könnten Sie ihn vielleicht beibringen Sie mit etwas Respekt zu behandeln, damit die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass Sie sich wie ein zivilisiertes menschliches Wesen verhalten. Also, in Ordnung, wie auch immer. Also dieses Kind sitzt dort und es gibt keine verdammte Möglichkeit, dass er irgendwas essen wird! Also entscheiden wir, dass wir ihn füttern werden, worin ich ein Experte bin, weil mein Sohn derjenige, der die ganze Zeit "Nein" gesagt hat, die hartnäckigste kleine Blage ist, den man sich vorstellen kann. Einmal, als er ungefähr neun Monate alt war, hat er diesen Löffel in die Finger bekommen und es war, als würde er nicht mehr gefüttert werden wollen. Also ok, iss selbstständig. Aber nein, Kinder, he? Sie sind zu verdammt neugierig und verspielt, um sich wirklich zu ernähren, also sitzen sie in einem Hochstuhl und schleudern das Essen auf den Boden, weil das ziemlich cool ist und sie das immer und immer wieder beobachten können, oder sie spielen damit rum und schmieren es in Mamas Haar, weil das auch interessant ist und dann nehmen sie zwei oder drei Bissen und dann sind sie nicht hungrig sondern viel interessierter am Spielen, und das ist ok, außer wenn das Kind nicht isst, dann wird es mürrisch und weinerlich und nervig und dann stört das die Mutter oder den Vater und dann schläft es nachts nicht und das ist nicht gut. Also nahm ich ihm nach etwa drei Tagen den Löffel wieder ab und er war nicht glücklich darüber. Der Versuch, dieses kleine Kind zum Essen zu bewegen, sobald ich den Löffel wieder hatte, war wie ein vierstündiger Kampf. Es war wirklich bemerkenswert. Ich habe eine Menge Respekt für seine Fähigkeit, Sturheit zu widerstehen aber ich hatte damals als Elternteil schon gelernt, dass, wenn Sie Ihr Kind disziplinieren möchten, es eine bestimmte Haltung gibt, die Sie einnehmen müssen, die ist, ich WERDE GEWINNEN. Es ist mir egal, wie stur du bist, ich werde gewinnen! Und weil ich weiß, dass ich gewinnen werde, werde ich nicht wütend. Ich werde dich einfach nur aus dem Konzept bringen, also nehme ich etwas zu essen und stelle es vor ihn hin, er reagiert ungefähr so [zusammenzucken] das war also ein guter Trick, und so versuchte ich, das Essen hineinzubekommen aber seine Zähne waren zusammengebissen. Also versuche ich ihn zu stoßen stoßen stoßen stoßen stoßen stoßen stoßen stoßen stoßen stoßen stoßen und nach ungefähr 10 Stößen war er genervt und machte agh und ich versuchte das essen reinzustopfen während er versuchte, es wieder heraus zu spucken, also hielt ich die Hand davor. Also, das waren dann ungefähr drei Minuten und dann haben wir das mit einem anderen Löffel getan und nach einer Stunde musste meine Frau gehen, weil sie nicht damit umgehen konnte. Und ungefähr eine Stunde danach entschied er, dass es okay war und ließ mich ihn füttern, aber es war brutal und es war erstaunlich, ich meine dass kleine Kinder so verdammt hart sind, dass sie wirklich süß aber gleichzeitig so hart sind, dass man es einfach nicht glauben kann. Also... wir hatten dieses Kind am Tisch und er wollte nicht essen, also beschloss meine Frau, die diese Tricks bis dahin gelernt hatte, ihn zu füttern. Und er hatte eine Menge Verhaltensweisen eines acht Monate alten Kindes, weil Kinder verschiedene Strategien des Widerstandes haben, wenn sie etwas nicht tun wollen und diese Strategien werden immer raffinierter, wenn sie älter werden. Er hatte einige Strategien, aber sie waren nicht raffiniert Er machte keine Witze, schlug nicht den Löffel weg, wurde nicht wütend und lief auch nicht weg, keine dieser Dinge. Er tat Sachen die neun Monate alte tun, was bedeutet, dass er seinen Kopf nach unten drehte, und als sie den Löffel zu ihm hinlegte, drehte er seinen Kopf einfach weg. Das war interessant, weil ich wusste, dass seine Eltern es aufgegeben hatten, ihn zu füttern, als er ungefähr acht oder neun Monate alt war weil diese Tricks funktioniert haben und deshalb konnte sie ins Haus kommen und [mit hoher Stimme] sagen "er wird wahrscheinlich nicht den ganzen Tag essen, aber das ist in Ordnung", was es nicht ist. ES IST NICHT IN ORDNUNG.

Also, schön, also versucht meine Frau, ihn zu füttern, und er öffnet seinen Mund nicht, also stößt sie ihn ein bisschen an, und früher oder später wird er wütend und macht AGH und sie legt das Essen in seien Mund und als er schluckt klopft sie ihm auf den Kopf und sagt, dass er ein wirklich gutes Kind bist. "Das machst du gut" und er fragt sich, was zur Hölle los ist. Was so interessant war, war dass sie ihn immer wieder fütterte und er immer noch dieses [zusammenzucken] machte, aber als sie ihm auf den Kopf klopfte, folgte er und öffnete seinen Mund und es war so als gäbe es diesen merkwürdigen Konflikt zwischen seinem gewohnten Verhalten und dieser Sache, die verstärkt wurde. Also legte sie das Essen in den Mund und streichelte ihn und er war irgendwie glücklich darüber. Und dann spielte er wieder sein altes Programm ab und dann tat sie das für ungefähr - ich denke, dass es ungefähr 20 Minuten waren, während alle anderen Kinder aßen und nicht wirklich mitbekamen, was los war. Es war keine große Sache aber ich habe zugesehen, weil ich wusste, dass etwas los war, wegen dieser dummen Sache die seine Mutter gesagt hatte, und dann die Tatsache, dass er nicht spielen wollte, und er mich ignorierte. Ich dachte, dass hier etwas wirklich schief läuft, dass es hier einen Drachen gibt, und zwar einen großen.... Also... sie füttert ihn und dann leert er die ganze Schüssel! Und sie sagt: "Du bist ein guter Junge, du hast die ganze Schüssel gegessen." Jesus, Sie hätten sehen sollen, was mit diesem Kind passiert ist, es brach mir fast das Herz. Als ob seine Augen groß geworden wären. Und er lächelte und es war so, als ob er super begeistert gewesen wäre, weil er endlich diese ABSOLUT GRUNDLEGENDE NOTWENDIGKEIT gelernt hatte... die er in VIER JAHREN nicht gemeistert hatte. Er hat es endlich richtig gemacht. Denken Sie an alle Mahlzeiten, die er durchgemacht hat, entweder ignoriert oder versagt, dreimal am Tag, etwa drei Jahre lang. Nichts als Misserfolg und schlechte Antworten. Er hat verinnerlicht, dass er ein böses Kind wäre, und dann plötzlich hat er es herausgefunden und dafür eine kleine Belohnung bekommen. Es war, als ob er kurz aufleuchtete und die ganze Schale, die ihn umgeben hatte, die ihn beschützt hatte als er auf der Veranda war, einfach weggeschmolzen ist. Es war erschreckend und erstaunlich zugleich, und dann folgte er meiner Frau im Haus wie ein kleiner Welpe. Als ob er es nicht hinbekommen würde, weiter als einen Fuß von ihr entfernt zu sein. Es war unglaublich, und dann gingen wir nach unten, um uns einen Film mit den Kindern anzusehen, und sie setzte sich auf ihren Schaukelstuhl und er kletterte auf ihren Schoß und packte sie und wollte sie zwei Stunden lang nicht loslassen. Dann kam die Mutter nach Hause und sie kam nach unten und sie schaute sich an, was los war und dieses Kind war wie an meine Frau festgeklammert und sah seine Mutter an und sagte "Oh, Super, Mom." Und sie nahm ihr Kind und ging nach Hause. Wenn Sie nicht denken, dass es in der Geschichte einen Drachen gibt, Man, dann haben Sie nicht zugehört. Es war nicht gut. Und ihre Reaktion am Ende war schrecklich. Sie hätte sagen sollen: "Nun, wie hast du ihn dazu gebracht, zu essen? Was zum Teufel macht er, wenn er dich umarmt? Das tut er bei mir nie!" Auf keinen Fall. Sie wollte diese Information nicht reinlassen, und das ist kein Wunder, denn der Drache in dieser Geschichte war sie, und das war etwas, was sie nicht zugeben wollte. Und sie war willens ihr Kind zu opfern, um nicht zu erkennen, dass sie ein Drache sein könnte. Das heißt also, dass das Kind das Problem war. Und das ist eine höllische Sache, die man einem Vierjährigen antun kann. Also... Es war nicht angenehm. Es war wirklich nicht angenehm. Tatsächlich haben wir dem Kind wahrscheinlich Schaden zugefügt, indem wir es dazu gebracht haben, etwas Gutes zu tun, oder? Weil wir ihm die Möglichkeit eröffnet haben, dass er sich anständig benehmen kann, und dafür belohnt werden kann... Und das gab ihm Hoffnung... Und so kann man verdammt gut sicher sein, dass die Hoffnung am nächsten Tag aufgegeben wurde... So... Und deshalb bekommt Billy nichts zu essen.


Nachdem wir sicher festgestellt haben, dass Jordan Peterson ein intellektueller Betrüger ist, der mit vielen Worten fast nichts sagt, können wir uns nun wieder der ursprünglichen Frage zuwenden: Wie kann ein Mann, der nicht in der Lage ist, den Inhalt eines Kinderbuchs weiterzugeben, zum einflussreichsten Denker seiner Zeit werden? Mein erster Instinkt ist einfach seufzend einzugstehen, dass die Welt tragisch und absurd ist, und es anscheinend keine Höhe gibt, zu der selbstbewusste Narren nicht aufsteigen können. Aber es gibt bessere Erklärungen. Peterson ist populär, zum Teil, weil er Aktivisten der sozialen Gerechtigkeit in einer Weise kritisiert, die viele Menschen befriedigend finden, und einige dieser Kritiken haben durchaus ihre Berechtigung. Er ist unter anderem deshalb beliebt, weil er jungen Männern, die sich treiben lassen, einen Sinn für heldenhafte Ziele und wütenden jungen Männer, die ihren Hass auf die Rationalisierung richten ein Ventil bietet. Und er ist auch deshalb populär, weil die Wissenschaft und die Linke spektakulär versagt haben, indem sie dazu beigetragen haben, die Welt für die gewöhnlichen Menschen verständlich zu machen und ihnen eine klare und überzeugende politische Vision zu geben.


Peterson erlangte internationale Bekanntheit, als er sich öffentlich gegen Kanadas Bill C-16 aussprach, der der Liste der verbotenen Diskriminierungsgründe im kanadischen Menschenrechtsgesetz Gender-Expression und Identität hinzufügte. Peterson behauptete, dass er im Rahmen der Gesetzesvorlage gezwungen werden könnte, das bevorzugte Geschlechterpronomen eines Studenten zu verwenden oder sich einer Strafverfolgung zu stellen, und behauptete, dass social justice warriors eine totalitäre Ideologie fördern würden. Tatsächlich gab es nichts in dem Gesetzesentwurf, das die Nichtverwendung der bevorzugten Geschlechterpronomen kriminalisierte, und ich teile die Überzeugung, dass die staatliche Gesetzgebung, die die Verwendung bestimmter Pronomen vorschreibt, eine Verletzung der bürgerlichen Freiheiten darstellen würde. Aber da diese Position von Noam Chomsky und der ACLU geteilt wird, ist es keine besonders verheerende Kritik an der Linken. Und wenn Peterson über das sehr spezifische Thema der erzwungenen Ansprache hinausgeht, ist seine Auffassung von sozialer Gerechtigkeit nicht viel sinnvoller als sein Vortrag über jungsche Archetypen in der Geschichte des Pfannkuchendrachens.

Untersuchen Sie z.B., wie Peterson in seinem Channel 4-Interview über die "totalitären" Tendenzen der Aktivisten spricht, die versucht haben, der Menschenrechtsgesetzgebung Gender-Identität hinzuzufügen:


PETERSON: Ich habe sie mit Mao verglichen... Ich habe sie mit den linken Totalitaristen verglichen. Und ich glaube wirklich, dass sie sind linke Totalitäre.


NEWMAN: Unter Mao starben Millionen von Menschen!


PETERSON: Genau. Richtig!


NEWMAN: Ich meine, es gibt keinen Vergleich zwischen Mao und einem Trans-Aktivisten, oder?


PETERSON: Warum nicht?


NEWMAN: Weil Trans-Aktivisten nicht Millionen von Menschen töten!


PETERSON: Die Philosophie, die ihre Äußerungen leitet, ist dieselbe Philosophie.


NEWMAN: Die Konsequenzen sind...


PETERSON: Noch nicht!


NEWMAN: Sie sagen also, dass Trans-Aktivisten, die sich für die Sicherheit der Menschen einsetzen....


PETERSON: Nein!


NEWMAN: ...zum Tod von Millionen von Menschen führen könnten.


PETERSON: Nein, ich sage, dass die Philosophie, die hinter ihren Äußerungen steht, dieselbe Philosophie ist, die uns bereits in den Tod von Millionen von Menschen getrieben hat.


NEWMAN: Okay. Okay. Sagen Sie uns, wie diese Philosophie in irgendeiner Weise vergleichbar ist.


PETERSON: Sicher. Das ist kein Problem. Das erste ist, dass ihre Philosophie davon ausgeht, dass Gruppenidentität an erster Stelle steht. Das ist die grundlegende Philosophie, die die Sowjetunion und das maoistische China angetrieben hat. Und das ist die Grundphilosophie der linken Aktivisten. Das ist Identitätspolitik. Es spielt keine Rolle, wer Sie als Individuum sind, es spielt eine Rolle, wer Sie sind, was Ihre Gruppenidentität angeht.


Während Cathy Newman im weiteren Verlauf des Interviews wiederholt unfair gegenüber Petersons Ansichten war, allen Grund dazu, verwirrt zu sein: Was Peterson sagt, ergibt schlicht und ergreifend keinen Sinn. Er fragt sich, wie es einen Unterschied zwischen Transgender-Aktivisten und Maos China geben könnte, dann wird gesagt, dass der Unterschied Millionen von Todesfällen sind, dann bestreitet er, dass Transgender-Aktivisten Millionen von Todesfällen verursachen werden, dann sagt er, dass sie einer totalitären Philosophie folgen, die Menschen zum Massenmord treibt. Der Grund, warum er hier festsitzt, ist, dass es keine Beweise dafür gibt, dass das kanadische Menschenrechtsgesetz uns einen Gulag-Archipel bescheren wird aber das ist es, was seine grandiosen Aussagen über den linken Totalitarismus implizieren. Also muss er entweder behaupten, dass Alberta im Begriff ist, seinen eigenen Großen Sprung nach vorne macht oder eine Unterscheidung zwischen Maos Roter Garde und dem LGBTQ-Zentrum der University of Toronto treffen und keiner von beiden will er sich verpflichten. Also besorgen wir uns eine weitere geballte Ladung Peterson.

Auch hier versucht er, die sowjetisch-transgendere Verbindung zu erklären, wiederum mit dem Argument, dass jede "kollektive" oder "gruppenbasierte" politische Aktion der gleichen Philosophie folgt, die die Kulaken zusammengetrommelt und hingerichtet hat:

"Liberalismus wurde über Bord geworfen, sodass sich die Welt in einen Konflikt zwischen einer Gruppe gegen die andere verwandelt hat. Machtkampf einer Gruppe gegen die andere, und dann begannen die social justice warriors und die Linken, sogar die Demokratische Partei, alle nach ihrer ethnischen, sexuellen oder rassischen Identität zu kategorisieren und machten das zum maßgeblichen Element ihrer Existenz. Und das ist eine absolut schreckliche Sache! Es führt dazu, dass in der Sowjetunion, als das geschah, zum Beispiel, als sie diese Idee zusammen mit dem Begriff der Klassenschuld einführten... Also zum Beispiel, als die Sowjets die Farmen kollektivierten, wurden sie geradezu ausgelöscht oder vergewaltigt oder sie erfroren alle ihre, alle ihre kompetenten Bauern - sie nannten sie Kulaken - und sie schrieben ihnen Klassenschuld zu, weil sie erfolgreiche Bauern waren, und sie definierten ihren Erfolg als Unterdrückung und Diebstahl. Sie töteten so ziemlich alle, verschifften sie nach Sibirien und ließen sie zu Tode erfrieren und das war die produktive Landwirtschaft in der Sowjetunion, und dann in den 1930er Jahren in der Ukraine, verhungerten deswegen etwas sechs Millionen Ukrainer."

Ich denke, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, sich daran zu erinnern, was Antidiskriminierungsaktivisten eigentlich fordern: Sie wollen, dass Transgender-Menschen nicht aus ihrem Job entlassen werden, weil sie Transgender sind, dass sie nicht grundlos in Gefängnissen leiden, dass sie Zugang zu angemessener Gesundheitsversorgung haben, dass sie nicht Opfer von Hassverbrechen werden und dass sie nicht geächtet, vertrieben oder verachtet werden. Ebenso geht es bei den Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit gegenüber der Rasse um Folgendes: den Versuch, die schwarz-weiße Wohlstandslücke zu schließen, die Rassendiskriminierung bei Bewerbungen zu verringern, rassistische Ungleichheiten im Gesundheitswesen und Bildungsdefizite zu verringern und die unfairen Alltagsverzerrungen zu verringern, die das Leben für Farbige schwieriger machen. Das ist die Art von Dingen, auf die sich die Linke konzentriert. Lesen Sie die Plattform der Demokratischen Partei oder die politische Agenda der Black Lives Matter. Und von mir aus haben sie eine andere Meinung! Aber Peterson erspart sich die Notwendigkeit, sich tatsächlich an substanziellen Debatten über politische Fragen beteiligen zu müssen, indem er die Linke als einen Haufen gehirngewaschener totalitärer postmoderner Neomarxisten abschreibt. (Andere haben daraufe hingewiesen, wie das den unglaublich wichtigen zeitgenössischen Konflikt zwischen Linken und "identitätsbasiertem Liberalismus" komplett ignoriert, ein Konflikt, der für das Verständnis der Linken enorm wichtig ist).

Tatsächlich scheint Peterson nicht wirklich zu verstehen, was Politik überhaupt ist. Er sagt, er sei gegen die "Ideologie", obwohl er seine eigene Theory of Everything immer wieder auf die soziale Fragen anwendet. Als ihn jemand fragte, was seiner Meinung nach die Leute tun sollten, um Veränderungen herbeizuführen, war seine Antwort, angesichts seines Widerstands gegen Studentenaktivismus entlarvend:

...Das geschah in den 60er Jahren, soweit ich das beurteilen kann, hatten wir diese unangebrachte Vorstellung hatten, dass der Weg, sich als verantwortungsbewusster Mensch zu verhalten, darin bestand, Plakate zu halten, um zu protestieren, um die Ansichten anderer Menschen zu ändern und damit die Utopie einzuleiten. Ich finde das alles entsetzlich, ich finde es entsetzlich. Und ich finde es absolut absurd, dass den Schülern beigebracht wird, dass man sich so in der Welt benimmt. Erstens, wenn man neunzehn oder zwanzig oder einundzwanzig Jahre alt ist, weiß man verdammt noch mal gar nichts. Du hast nichts getan. Sie wissen nichts über die Geschichte, Sie haben nichts gelesen, Sie waren noch nie für sich selbst verantwortlich. Sie waren in den wenigen Jahren Ihres Bestehens völlig abhängig von Ihrem Staat und Ihrer Familie. Und der Gedanke, dass Sie irgendein Wissen besitzen, um festzustellen zu können, wie die Gesellschaft wiederaufgebaut werden sollte, wenn Sie im absoluten Schoß des Luxus sitzen, durch Prozesse geschützt, die Sie nicht verstehen...sagen wir das ist ein falscher Gedanke, Der Gedanke, dass, sie um die Welt zu retten, Leute finden müssen, mit denen sie anderer Meinung sind um mit Papier auf einem Stück Holz herumzuwedeln, es ist...

Der Aktivismus ist also ein arrogantes Gör, dass "Papier auf einem Stück Holz" hochhält, ein eigenartiges und entsetzliches Phänomen, von dem er glaubt, dass es in den 60er Jahren begann. Ganz zu schweigen davon, dass das, wovon er spricht, besser unter dem Namen der Bürgerrechtsbewegung bekannt ist, und das auf dem "Papier auf einem Stück Holz" Dinge wie "We shall overcome" und "End segregated schools" stand. Und ganz zu schweigen davon, dass es funktioniert hat und eines der wichtigsten Ereignisse des 20. Jahrhunderts war. Peterson, der anscheinend ein Außerirdischer ist, für den politisches Handeln ein unergründliches Geheimnis ist, denkt, dass es nichts anderes als fünfzig Jahre kindliches virtue-signalling gewesen ist. Die Aktivisten gegen den Vietnamkrieg verbrachten Jahre damit, eine schreckliche Gräueltat zu stoppen, die eine Million Menschen tötete und hatten einen sehr bedeutenden Einfluss, indem sie die Aufmerksamkeit auf diese Gräueltat lenkten und sie schließlich beendeten. Aber die Studenten sind diejenigen, die "nichts über Geschichte wissen".

Hier verbindet sich Jordan Petersons Selbsthilfe-Routine mit seiner Politik. Peterson scheint jede ernsthafte politische Beteiligung zu entmutigen. Er sagt, dass die Kultivierung des Selbst und das Lesen großer Bücher "wichtiger ist als jede mögliche politische Aktion". Konzentriere dich nicht darauf, die Welt zu verändern, sondern konzentriere dich darauf, dein Leben aufzuräumen. Denn "der Sinn des Lebens liegt im Übernehmen von Eigenverantwortung" und "wenn man alles gewinnt, gewinnt auch jeder um einen herum", denn "es bedeutet, dass man ein Licht auf die ganze Welt wirft..." 12 Rules For Life macht es deutlich: Schluss mit der Infragestellung der sozialen Ordnung, Schluss mit der Schuldzuweisung an die politischen Akteure, Schluss mit dem Versuch, die Dinge neu zu ordnen.

Haben Sie die Möglichkeiten, die sich Ihnen bieten, voll ausgeschöpft? Arbeiten Sie hart an Ihrer Karriere, oder sogar an Ihrem Job, oder lassen Sie sich von Bitterkeit und Ressentiments zurückhalten und nach unten ziehen? Hast du mit deinem Bruder Frieden geschlossen? .... Gibt es Dinge, die du tun könntest, von denen du weißt, dass du sie tun könntest, die die Dinge um dich herum besser machen würden? Hast du dein Leben aufgeräumt? Wenn die Antwort nein ist, gibt es etwas, dass sie versuchen können: Fangen Sie an, damit aufzuhören, das zu tun, von dem Sie wissen, dass es falsch ist. Beginnen Sie heute damit, aufzuhören... Geben Sie nicht dem Kapitalismus, der radikalen Linken oder der Sünde Ihrer Feinde die Schuld. Reorganisieren Sie den Staat erst, wenn Sie Ihre eigene Erfahrung reorganisiert haben. Hab etwas Bescheidenheit. Wenn Sie Ihrem Haushalt keinen Frieden bringen können, wie können Sie es wagen, eine Stadt zu regieren? .... Bringen Sie Ihr Haus in Ordnung, bevor Sie die Welt kritisieren.

Anmerkung: Perfekt. Und da das eigene Haus nie in perfekter Ordnung sein kann, kann man die Welt nie kritisieren. Das ist ganz offensichtlich eine Einladung zur totalen Entpolitisierung und zum Solipsismus. Aber es ist auch ein Rezept, um miserable Menschen noch unglücklicher zu machen. Gib dir selbst die Schuld. Warum habe ich das nicht behoben? Ich bin ätzend. Nun, es ist durchaus möglich, dass Sie beschissen sind. Aber die Welt birgt ebenfalls Ungerechtigkeiten. Eine Menge, um genau zu sein. Peterson spricht mit unzufriedenen Millenials, bestätigt ihre Vorurteile über Feministinnen und dient als Ersatzvaterfigur. Dennoch bietet er ihnen schreckliche Ratschläge an, denn die Ethik der "Eigenverantwortung" lässt einen wie ein Versagen für das Versagen fühlen. Klar, seine Regeln über "aufrecht stehen" und "eine Katze streicheln, wenn man eine sieht" sind harmlos genug. Aber man sollte den Leuten nicht sagen, dass ihre Probleme ihre Schuld sind, wenn man nicht weiß, ob ihre Probleme ihre Schuld sind. Millenials kämpfen zum Teil gegen eine bösartig wettkampforientierte Wirtschaft, die sie mit Schulden und fehlenden Möglichkeiten zermalmt. Sicher, Peterson könnte Jungs trainieren, brutaler und zäher zu sein, und ein paar von ihnen werden bei dem Wettkampf besser abschneiden. Aber wenn sie Ihre Studentenkredite oder Ihre Miete nicht bezahlen können und sie keinen besseren Job bekommen können, was nützt es Ihnen dann, Ihnen zu sagen, dass Sie eine selbstbewusste Hummerhaltung einnehmen sollten?

Aber hier tragen die Linke und die Akademiker tatsächlich eine ordentliche Mitschuld. Warum zieht Jordan Petersons Kombination aus Geschwurbel und Klischee, Millionen von Anhängern an? Ein Teil des Problems ist sicher, dass Alt-Right-Typen wie er eine scheinbar wissenschaftliche Rechtfertigung für ihre Abneigung gegen "Social Justice Warriors" liefern. Ein Anderer ist, dass Selbsthilfe immer verkauft wird. Ein weiterer Teil davon ist jedoch, dass die Akademikerinnen und Akademiker abgeschottet und nicht hilfsbereit sind und die Linke es versäumt hat, den Menschen eine kohärente politische Alternative zu bieten. Jordan Peterson hat Recht, dass die Menschen hilflos sind und einen Sinn brauchen. Viele von ihnen überrennen seine Vorlesungen, weil er so etwas wie Einsicht bietet und die Geheimnisse eines guten Lebens verspricht. Es ist natürlich keine wirkliche Erkenntnis; es ist etwas, das jeder schon kennt, verpackt in Kauderwelsch. Aber es fühlt sich nach etwas an. Tabatha Southey war grausam, Jordan Peterson als "die kluge Person des dummen Mannes" zu bezeichnen. Er ist die kluge Person des verzweifelten Mannes, er ernährt sich von Angst und Verwirrung. Wer hat sonst noch eine ernsthafte Alternative? Wo sind die anderen Professoren mit zugänglichen und überzeugenden YouTube-Kanälen, mit Büchern mit hilfreichen Ratschlägen und langen Fragerunden mit der Öffentlichkeit? Kein Wunder, dass Peterson so beliebt ist: Er kommt vorbei und bietet Regeln und Anleitung in einer Welt des, naja, Chaos. Überlass es einfach Dad, alles wird gut.

Das ist allerdings ein fruchtloser Weg. Das liegt nicht nur daran, dass Peterson ein Scharlatan ist. Wenn er lediglich sein Markenzeichen des "herzhaften intellektuellen Eintopf", wie es der Chronicle of Higher Education nannte, anbieten würde, indem er "Ideen aus Philosophie, Fiktion, Religion, Neurowissenschaften und einem beunruhigenden Traum, den sein 5-jähriger Neffe einmal hatte" verteilt, dann könnten wir ihn einfach auslachen. Aber der Peterson-Weg ist nicht zum Scheitern verurteilt, weil er sinnlos ist, sondern auch zwecklos, weil man letztlich der Politik nicht entkommen kann. Unser Leben wird von ökonomischen und politischen Systemen bestimmt, ob man will oder nicht, und indem man die Verlorenen auffordert, Projekte für den sozialen Wandel aufzugeben, garantiert man ihnen dauerhaft, dass sie die hilflosen Opfer von Kräften werden, die sich ihrer Kontrolle und ihrem Verständnis entziehen. Der wahrhaft "heroische" Lebensweg besteht darin, sich mit anderen zusammenzuschließen, um das soziale Gut zu verfolgen, um Sinn im kollektiven menschlichen Streben nach Verbesserung unserer Lebensumstände zu finden. Nein, nicht, indem man die Idee des "Individuums" aufgibt und die Welt nur als Gruppenidentität betrachtet. Aber indem wir unsere individuellen Talente und Anstrengungen bündeln, um eine bessere, gerechtere und schönere Welt zu schaffen.

Das sollte selbst nach schnellem überfliegen seiner Texte ziemlich schnell klar werden: Wenn Jordan Peterson der einflussreichste intellektuelle der westlichen Welt ist, dann hat die westliche Welt ihren verdammten Verstand verloren. Und weil Jordan Peterson in der Tat nicht ohne Grund von sich behaupten kann, der einflussreichste Intellektuelle der westlichen Welt zu sein, müssen wir ernsthaft darüber nachdenken was schief gelaufen ist. Was haben wir getan um diesen Menschen zu bekommen? Sein Erfolg ist unser Versagen und weil es so einfach ist sich über ihn lustig zu machen, ist es um so wichtiger, zu Untersuchen wie wir an diesem Punkt gelandet sind. Er ist ein Symptom. Er zeigt uns eine Kultur die jeglicher Ideen beraubt wurde, eine Politik ohne Inspiration oder Prinzipien. Jordan Peterson mag nicht der Intellektuelle sein den wir wollen. Aber er ist wahrscheinlich der Intellektuelle den wir verdienen.

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